
Alles klar zur Wende?
Die Verkehrswende und die jüngsten Verwerfungen in der Welt lösen nicht nur gesellschaftliche Veränderungen aus, sie haben auch direkten Einfluss auf scouter Carsharing. Wir wollen unsere Gedanken hierzu mit Ihnen teilen und dabei unsere Rolle als Carsharing-Anbieter genauer ins Visier nehmen. Kommen Sie mit?
Wir alle wollen mobil sein – aber das verbraucht Ressourcen, deren Endlichkeit wir mit jedem Tag deutlicher sehen. Die Bestrebungen der Verkehrswende sind darauf gerichtet, viel Mobilität zu erhalten, dabei aber die Umweltbelastungen auf ein Maß herunter zu regulieren, das die Erde aushält.
Die Notwendigkeit wird politisch kaum mehr bestritten und der Krieg in der Ukraine macht zusätzlichen Druck. Daher verändert sich aktuell auch das Carsharing-Umfeld im Eiltempo.

Was früher mit solider Terminplanung getan war, ist heute ein Abenteuer: Rechtzeitig Autos bereitzustellen als Ersatz für Altfahrzeuge und um unsere Wachstumsziele zu realisieren, ist derzeit kaum möglich. Chips aus Asien und Kabelbäume aus der Ukraine bleiben aus, Stahl und Energie werden teurer - das krempelt den Neufahrzeugmarkt komplett um. Mit den verfügbaren Materialien bauen die Hersteller lieber teure, margenstarke Autos als Kleinwagen und verkaufen diese lieber zu hohen Preisen an die Privatkundschaft als günstiger an Großkund*innen wie scouter. Ging es einmal darum, ob einen Monat früher oder später geliefert wird, so geht es heute eher um ein halbes Jahr oder mehr.
Gleichzeitig, wie die Auswertung des Bundesverband Carsharing (bcs) belegt, ist bei der Nachfrage nach geteilter Mobilität ein klarer Aufwärtstrend zu verzeichnen, der über das Gewohnte deutlich hinausgeht.
Bisher haben wir das alles jedoch recht gut im Griff: Kein Stellplatz ist unbesetzt und keine Stationseröffnung musste verschoben werden. Dafür müssen einige scouter Fahrzeuge länger im Fuhrpark bleiben, früher wären sie pünktlich nach drei Jahren ausgemustert worden. (Übrigens: Durch die vielen zusätzlichen Neuwagen ist das Durchschnittsalter unserer Flotte trotzdem nicht gestiegen.)
Andere Entwicklungen schaffen wir wiederum ohne Dritte nicht, z. B. brauchen wir für jedes Elektroauto auch eine Lademöglichkeit. Im öffentlichen Bereich ist das wegen der nötigen Vandalismus-Sicherheit und des oft erforderlichen Tiefbaus zum Stromanschluss zu teuer für unsere Möglichkeiten. Während Städte und Kommunen inzwischen vielfach Stellplätze zu fairen Kosten zur Verfügung stellen, gibt es bei der Ladeinfrastruktur nur vereinzelt Unterstützung von Stadt oder Staat. Auf privat gemieteten Flächen müssen wir für jede Station eine individuelle Lösung finden. Hier stehen wir vor enormen Herausforderungen!
Welche Chancen stehen diesen denn gegenüber? Wenn die Regierung in Klimapolitik und Verkehr so ernst macht, wie es heute teilweise durchklingt, wird das Carsharing seine <1 % Nische verlassen und vielleicht in einigen Jahren 5 % des Autoverkehrs abdecken. Aber können wir heutigen stationsbasiert arbeitenden Carsharer das überhaupt leisten? Oder brauchen wir dann doch Investments aus der Finanzwelt? Oder kommen in einer zweiten Welle die Konzerne, die sich gerade aus dem Carsharing zurückgezogen haben, erneut in den Markt? Das wissen wir natürlich nicht. Aber wir sehen uns so aufgestellt, dass wir dem Kommenden mit Zuversicht, Neugier und auch erwartungsvoll entgegenblicken.